Reisetagebuch

23. - 26.09.2003

Es ist wohl wieder an der Zeit, unser Tagebuch auf den neusten Stand zu bringen. Fotos konntet ihr ja bereits sehen, aber der letzte Eintrag im Reisetagebuch ist ja schon über eine halbe Woche alt und wir haben doch schon wieder einiges erlebt seit damals...

Am Dienstag zum Beispiel, haben wir am Nachmittag eine Ausfahrt mit Lutz unternommen. Als fleissige Reisetagebuchleser wisst ihr, dass hier in der Nähe die Edorasszenen für Lord of the Rings II gedreht wurden. Als Filmfans konnten wir es natürlich kaum erwarten, selber einmal dorthin zu fahren. So packten wir also den Fotoapparat und Lisa und Alex in den Lutz und fuhren los. Bis zu einem Fleckchen Namens Hakatere (Ortschaft wäre für die paar Baracken wohl etwas übertrieben...) war die Strasse noch in Ordnung, aber von da an (also für gut die Hälfte unserer Reise) war nur noch Kiesel angesagt - eine gute Chance um Lutz auf seine Belastbarkeit zu testen. Die Landschaft (Schneeberge und weite Ebenen) war wirklich schön, aber Mount Sunday/ Edoras war vielleicht etwas spektakulärer im Film. 030923_05 Wahrscheinlich, weil wir den kleinen, gletschergeschliffenen Hügel nur von weitem sahen und weil es auch wetterbedingt etwas dunkel war. Wir werden aber noch einmal hinfahren, um dann auch noch dorthin zu wandern (Fabi, als der noch grössere Filmfan, muss das doch auch sehen!). Aber die ganze Ebene mit dem "braided river" (wie die Flüsse hier heissen, die sich mit vielen Windungen und Verzweigungen durch ein breites Flussbett schlängeln) war schon recht eindrücklich. Es ist kaum zu glauben, wie viel Platz hier alles hat... Bis zum Umkehrpunkt hat Lutz alles schön brav mitgemacht. Zum Glück, denn ausser uns und ein paar Schafscherer war weit und breit niemand. Nachher hatten wir jedoch einige Schreckmomente. Zum Beispiel, als Lutz plötzlich abstellte oder als plötzlich ein, zwei Lämpchen leuchteten, die uns vorher nie aufgefallen waren... aber Lutz hat uns nur einige kleine Streiche gespielt: er scheint sich nun wieder von allen Anstrengungen erholt zu haben und ist wieder ganz der Alte (im wahrsten Sinne des Wortes ;-). Auf dem Rückweg machten wir dann noch am Lake Clearwater halt. Dieser See ist bekannt für Freizeitaktivitäten wie Fischen, Segeln und Windsurfen. Zu dieser Jahreszeit war die Ortschaft aber bis auf ein paar wenige spielende Kinder ausgestorben - es war schon fast etwas unheimlich.

Am Freitag wollten wir nach Mount Hutt um Ski und Snowboard zu fahren. Das Wetter machte uns aber leider einen Strich durch die Rechnung. Wegen zu starkem Wind war das Skigebiet wie schon am Tag zuvor geschlossen. Kein Wunder kennt man Mount Hutt auch als "Mount Shut"... Unser Alternativprogramm bestand aus einem Sightseeing Ausflug nach Christchurch. Mit Nicole als Fahrerin kamen wir jedoch nicht sehr weit. Sie zog es vor, den Lutz auf einem kleinen Gärtchen auf dem Campingplatzparkplatz zu platzieren, anstatt ihn auf die Strasse zu führen. Um ihn von seiner misslichen Lage zu befreien, mussten sowohl Leora wie auch Nicole stossen, während es Didi vorzog, während des restlichen Tages selber zu fahren. Leider haben wir kein Foto gemacht, aber es sah recht witzig aus, wie der Lutz so dastand, mit einem kleinen Gärtchen zwischen den Vorder- und Hinterrädern. Nicole fand es allerdings nicht ganz so witzig, denn das Rohr, das zum Abwassertank führt und auch das Gärtchen haben leider etwas gelitten. Dave hat ihr aber ganz nett versprochen, dass wir das flicken würden, man müsse nur ein tiefes Loch graben, es sei allerdings nicht er selber, der das Loch grabe...

Mit Didi als Fahrer schafften wir es dann doch noch, vom Campingplatz wegzukommen und die wunderschöne Inland Scenic Route nach Christchurch in Angriff zu nehmen. In Christchurch gönnten wir uns erst mal eine Tasse Tee und schlenderten dann gemütlich zum Cathedral Square. Das ist das touristische Zentrum der Stadt, im Moment sieht man vor allem Leute asiatischer Herkunft. Schweizer Touristen scheint es jedoch auch viele zu haben, denn bei der Bank am Platze ist neben US und Australischen Dollar, Pfund, Euro und Yen noch der Wechselkurs zum Schweizer Franken angegeben. Der Bankautomat hatte dann aber trotzdem Probleme mit Didis Mastercard und wir haben schon geglaubt, er wolle sie nicht mehr herausspucken...

Nachdem Ski fahren gestrichen war, nahmen wir uns als Tagesziel für Freitag das Auftreiben der Kassetten zu unserem Cambridge Proficiency Schulbuch vor. Wir haben uns nämlich für die Proficiency- Prüfung im Dezember angemeldet und hoffen, das im Selbststudium zu erreichen. Aber eben, die Kassetten fehlen uns für die "Listening Comprehensions". 030926_04 So begannen wir also (nach einem wirklich schrecklichen Mittagessen bei Kentucky Fried Chicken) die Bücherläden Christchurchs mehr oder weniger systematisch abzuklappern und wurden von einem zum andern geschickt - erfolglos. Dafür fanden wir einige herzige Secondhand Bücherläden und das eine oder andere Buch, das wir sonst nicht gekauft hätten. So gaben wir dann halt schliesslich die Suche auf und gingen, um noch etwas touristisches zu machen, ins örtliche Aquarium. Dort gibt es allerlei heimische und eingeführte Fische und zwei Kiwis zu sehen. Wir hatten Glück, wir waren gerade zu der Zeit da, als die Meeresfische (Sprich Haie und andere grosse Fische und Rochen) gefüttert wurden. Dazu ging tatsächlich ein Wärter im Tauchanzug ins Wasser und verfütterte etwas das wie dicke Spaghetti aussah. Das Ganze hat man jedoch schnell einmal gesehen, denn vielmehr als einfach so ein Futterding zu schnappen und verspeisen tun die Fische nämlich nicht. So gingen wir dann bald einmal zum Besammlungsplatz der Kiwibesichtigungstour hinüber: die Kiwis darf man nämlich nicht unbeaufsichtigt bestaunen. Auch gibt es weitere strenge Regeln, die man beachten muss, wenn man diese raren Vögel sehen will, wie zum Beispiel nicht reden, nicht fotografieren und nicht an die Scheibe klopfen. So kam es also, dass wir zum ersten Mal lebendige Kiwis sahen, bzw. erahnten. Da Kiwis nämlich nachtaktiv sind, war das ganze Terrarium dunkel und man sah eigentlich nur die Silhouetten der Vögel. So dauerte auch der Besuch der Kiwis nicht lange und wir machten uns auf den Weg zum Lutz zurück. Unterwegs fanden wir noch ein Internetcafé, wo wir unsere Kassettensuche dann noch etwas fortsetzten; wir dachten nämlich, dass wir die Kassetten ja auch über einen Onlinebookshop bestellen können. Das ist in Neuseeland jedoch leichter gesagt, als getan. Die Kiwis scheinen das Onlineshopen noch nicht entdeckt zu haben und alle Onlinebookshops, die unsere Kassetten verkauften, waren in den USA beheimatet (es gibt hier nicht mal einen eigenen Amazon...) Wir fanden jedoch noch eine Telefonnummer, die man in Neuseeland anrufen kann, um Artikel der Cambridge University Press zu bestellen. Didi sprach mit einem netten Fräulein am Telefon und versuchte ihr erst einmal klarzumachen, was wir wollen, dann seine Kreditkartenangaben durchzugeben und schliesslich noch unsere Adresse zu übermitteln. Jede Angabe wiederholte er mindestens zweimal, und wir wären echt überrascht, wenn wir in einigen Tagen das gewünschte Produkt auch wirklich im Briefkasten hätten. Ob wir unser Tagesziel also auch wirklich erreicht haben, werden erst die nächsten Wochen zeigen...