Reisetagebuch

26.4.2004


040426_05Nach dem es am Sonntag eher regnerisch war, hofften wir fest, dass sich die Sonne am Montag zeigen würde, da wir einen Ausflug auf die Rangitoto Insel geplant hatten. Diese vulkanische Insel im Golf von Hauraki ist praktisch von überall in Auckland sichtbar und wir fanden, dass wir sie auch einmal von Nahem sehen wollten. Die Insel ist entstanden, als vor gut 600 Jahren ein Vulkan im Meer ausbrach. Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein war die Insel fast unbewachsen, aber allmählich wuchsen dann Flechten und Moose. Als dann diese Flechten und Moose verrotteten entstand Humus und es konnten richtige Pflanzen wachsen. Heute ist die Insel in weiten Teilen bis auf einige erstarrte Lavaströme bewachsen, und es gibt dort den grössten Pohutakawa-Wald der Welt. Pohutukawa, auch genannt Christmas Tree, blüht jedes Jahr an Weihnachten schön rot.

040426_02Der Tag fing schon mal gut an, als Nicole morgens um Viertel nach fünf aus dem Bett fiel, weil sie das Kissen suchte, das ihr Didi einige Momente zuvor unter dem Kopf hervorgezogen hatte. Durch das Anzünden des Nachttischlämplis wurde dann auch Didi geweckt, der daraufhin so wach war, dass er gleich aufstand, Nicole die frohe Botschaft überbrachte, dass es superschönes Wetter sei und dann Griechisch lernte, bis Nicole schliesslich um sieben Uhr auch aufstand. Zum ersten Mal fuhren wir dann mit dem Bus in die Stadt, was sehr günstig und im Berufsverkehr auch ziemlich schnell war. Wir waren dann noch etwas früh für die Fähre nach Rangitoto, und so genossen wir noch ein bisschen die schöne Morgensonne am Hafen von Auckland.

040426_06Über Devonport brachte uns dann die Fähre nach Rangitoto. Dort angekommen studierten wir zuerst einmal alle Informationsschilder und lächelten über den Hinweis, man solle genau auf die Uhr schauen, da die letzte Fähre am 15.45 Uhr fahre, und sonst werde man eine unvergessliche Nacht auf der Insel verbringen. Nach einem kleinen Abstecher durch ein kleines Mangroven-Wäldchen machten wir uns an den Aufstieg zum Gipfel des erloschenen Vulkanes. Der Weg führte uns über einen alten Lavastrom, und obwohl der Weg sehr schön ausgebaut war, fanden wir das Wandern auf dem vulkanischen Gestein eher unangenehm und hart! Die unförmigen Lavabrocken, die man noch vom Lavastrom sah, sind übrigens entstanden, weil der Lavastrom auf der Oberfläche bereits abkühlte, während er unten noch weiterfloss. Dadurch wurde die schon harte Lava auf der Oberfläche wieder auseinander gerissen, und es entstanden unregelmässige Brocken.

040426_07Kurz vor dem Gipfel gab es dann weniger alte Lavaströme und im Wald sah es fast ein bisschen aus wie im Tessin, einfach ohne Kastanien und Stechpalmen… Dort zweigte dann noch ein kleiner Pfad vom Hauptwanderweg ab, der zu Lavahöhlen führte. Auch diese sind dadurch entstanden, dass die Lava auf der Oberfläche bereits abkühlte, während sie unten noch floss. Nachdem die heisse Lava sich an der Oberfläche gehärtet hatte, zog sich die noch flüssige Lava darunter wieder zurück, und die die Höhlen entstanden. Leider hatten wir keine Taschenlampe dabei, so konnten wir nur so weit hinein, wie es das Licht zuliess.

040426_10Auf dem Gipfel angekommen, bot sich uns ein toller Blick in den bewachsenen Krater hinein, auf Auckland und auf die Inseln im Golf von Hauraki. Ausserden gab es auf dem Gipfel noch einen militärischen Beobachtungsposten aus dem zweiten Weltkrieg zu sehen. Nach einem kleinen Picknick spazierten wir noch um den Krater herum, bevor wir uns wieder an den Abstieg machten. Etwa halb unten zweigte ein kleiner Weg ab, und wir beschlossen, einen anderen Weg wieder zu der Schiffsanlegestelle zurück zu nehmen. Der Weg war recht eng, und es erschien uns, als wäre schon lange niemand mehr auf diesem Weg gegangen, denn Nicole, die vorne war, zerstörte einige Spinnenfäden bis es ihr zu viel war und sie Didi überholen liess. Der Weg führte über alte Lavaströme, und unter anderem auch an einigen interessanten Farnpflanzen vorbei, die nierenförmige Blätter hatten. Als dann der Weg plötzlich wieder den Berg hinaufführte, schauten wir einmal auf das kleine Plänchen, das wir von der Fähre mitgenommen hatten. Wir realisierten, dass dieser Weg nicht direkt zu der Schiffsanlegestelle zurück führte, sondern noch einen kleinen Umweg machte. Weil wir aber noch genügend Zeit hatten bis die Fähre um 15.45 Uhr fahren würde, beschlossen wir, auf diesem Weg weiter zu wandern, und Nicole versicherte Didi, dass bald eine bessere Strasse kommen werde. Diese liess aber auf sich warte,n und Didi fragte Nicole einige Male, ob sie sich noch sicher sei, dass wir auf dem richtigen Weg seien. Nach etwa einer halben Stunde auf diesem Pfad kamen wir dann auf eine recht grosse Strasse und ein Schild sagte uns, dass es noch 30 Minuten bis zur McKenzie Bay gehe. Wir rechneten aus, das wir von dort noch etwa eine Stunde dem Meer entlang bis zur Schiffsanlegestelle haben würden und freuten uns darauf, dass wir dann noch etwas lesen konnten, bis die Fähre fahren würde. Die Wanderung dieser Strasse entlang fanden wir dann nicht mehr so interessant, und die Landschaft war auch nicht sehr abwechslungsreich, irgendeinmal hat man einfach genug erkaltete Lava gesehen… Wir rechneten damit, dass wir vor Ablauf der 30 Minuten am Meer sein würden, da die Angaben auf Wanderwegschilder normalerweise eher gut berechnet sind, und wir waren dann sehr überrascht, als wir geschlagene 40 Minuten brauchten. Als wir etwa um 13.50 Uhr am Meer ankamen, schoss Nicole ein paar Fotos, während Didi sich schon mal auf den Weg zum Wegweiser machte. Nicole glaubte zuerst an einen sehr schlechten Scherz, als ihr Didi zurief, dass am Wegweiser stehe, man brauche zweieinhalb Stunden um zurück zu der Schiffsanlegestelle zu wandern. Man rechne…

040426_15Wir konnten es kaum glauben, da auf dem kleinen Kärtli die Strecke überhaupt nicht so lange aussah, und wir schworen uns nie mehr wandern zu gehen, ohne uns vorher genau zu erkundigen, und uns nicht auf ungenaue Karten zu verlassen. Wohl oder übel mussten wir unser Wandertempo steigern wenn wir noch auf die Fähre wollten, und wir beschlossen, wenn nötig die letzte halbe Stunde noch zu rennen, denn die Vorstellung, eine ganze Nacht auf dieser Insel ohne Proviant zu verbringen, gefiel uns nicht besonders. Wortlos stressten wir also über diese Strasse, die übrigens extrem hart war durch das Vulkanische Gestein; die Füsse schmerzten uns beiden schon eine Weile, und dass sich Blasen bilden würden, merkten wir auch bald. Es ist ja aber bekannt, dass man in Stresssituationen zu Höchstleistungen fähig ist, so konnten wir unser schnelles Tempo beibehalten. Es war schrecklich, wir hatte weder eine Ahnung, wie weit wir schon gingen, noch konnten wir uns auf die kleine Karte verlassen, da dort die Küste extrem ungenau eingezeichnet war. Dazu kam noch, dass die Landschaft überall mehr oder weniger gleich aussah und am Vulkankegel konnten wir uns auch nicht orientieren, da der auch von allen Seiten recht ähnlich aussah. Als wir etwa eine halbe Stunde marschiert waren, was uns schon wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen war, kamen wir an einen kleinen Wegweiser, der die Zeit zum "Flax Point" mit 10 Minuten angab. Unser Herz machte einen kleinen Freudensprung, als wir auf unserem kleinen Kärtli sahen, dass dieser Punkt ganz in der Nähe der Schiffsanlegestelle war. Die erste Freude wich aber bald, als uns unser rationelles Denke ermahnte, wie ungenau die Karte sei, und dass wir eine Strecke von fast zweieinhalb Stunden ja unmöglich schon in 30 Minuten bewältigt haben können. Etwas ernüchtert aber mit neuen Hoffnungen, dass wir vielleicht doch nicht zwei Stunden im Eiltempo wandern müssten, machten wir uns auf den Weitermarsch. Nur kurz darauf sahen wir einen weiteren Wegweiser. Und darauf stand tatsächlich "Rangitoto Wharf - 15 Minuten". Ihr könnt euch ja vorstellen, wie erleichtert wir waren! Die restliche Viertelstunde nahmen wir dann gaaaaanz gemütlich und wir waren ziemlich verwirrt, dass wir sage und schreibe eine ganze Stunde vor Abfahrt der Fähre an der Anlegestelle ankamen. Die zweieinhalb Stunden haben wir tatsächlich in 50 Minuten zurück gelegt, unser Training scheint sich auszubezahlen… ;-) Wir waren froh, unsere Wanderung doch recht eingeschätzt zu haben und können uns nicht recht vorstellen, wer zweieinhalb Stunden für die Strecke brauchen soll, denn auch mit normalen Wandern hätten wir niemals so lange gebraucht!

040426_04Wir genossen es, das wir nun doch noch etwas Zeit zum Lesen hatten und nach und nach trafen auch die anderen Touristen bei der Anlegestelle ein; allerdings nur eine Handvoll, die Touristensaison ist schon lange vorbei. Nicole testete übrigens noch die Bänke in der Umkleidekabine neben den Toiletten aus, es wäre eine sehr harte Nacht geworden… Allerdings hätten wir das Natel dabeigehabt und auf der Rangitoto Insel hat man Empfang; so hätten wir auch noch ein Wassertaxi bestellen können, jedoch hatten wir eigentlich beide immer daran geglaubt, dass wir es noch auf die Fähre schaffen würde, wir hatten einfach damit gerechnet, dass es am Schluss sehr eng würde.

Zurück in Auckland spazierten wir dann trotz schmerzenden Füssen und einigen Blasen bis zum Aotea Square, wo wir in einen Bus einstiegen, der in unsere Richtung fuhr. Wir waren allerdings nicht ganz sicher, ob er bei unserer Haltestelle auch anhalten würden, und tatsächlich fuhr er daran vorbei. So mussten wir am Schluss noch etwa 10 Minuten zusätzlich wandern, bevor wir dann endlich unserer müden Glieder in der Badewanne erholen konnten.