Reisetagebuch

4.12. - 6.12.2003


Nun war es also soweit, der erste Teil des Cambridge Certificate of Proficiency in English stand uns bevor. So fuhren wir also einmal mehr über die landschaftlich schöne Inland Scenic Route nach Christchurch. Am Donnerstagnachmittag fand der "Listening"-Teil der Prüfung statt und wir stellten fest, dass er einiges schwerer war als erwartet. Zum Glück stellten das auch diejenigen Teilnehmer fest, die einen dreimonatigen Vorbereitungskurs besucht hatten, so lag es wohl nicht nur daran, dass wir im Selbststudium zu wenig Übung in dieser Art Prüfung hatten. Wir sind zuversichtlich, dass wir diesen Teil der Prüfung trotzdem bestanden haben.

031204_02 Nach der Prüfung fuhren wir umgehend los Richtung Südwesten. Unser mittelfristiges Ziel war die Ortschaft Akaroa auf der Banks Peninsula. Die Fahrt dorthin war wunderschön. Besonders beeindruckt hat uns die Aussicht von einem kleinen Pass herunter auf die Bucht von Akaroa – es war wirklich traumhaft. In Akaroa gönnten wir uns erst mal einen Nachmittagstee und schauten uns dann noch die Stelle an, an der vor rund 150 Jahren die Franzosen an Land gingen. Die Gegend um Akaroa wurde nämlich als einzige in Neuseeland von den Franzosen und nicht von den Engländern besiedelt. Ausser einer Hinweistafel und der gehissten französischen Flagge sieht man allerdings nicht viel an dieser Stelle. Allerdings sind sonst in der ganzen Ortschaft die französischen Einflüsse sichtbar und wir beschlossen, uns am nächsten Tag Akaroa noch etwas besser anzusehen.

031204_03 So fuhren wir bald weiter nach Le Bons Bay, das von Akaroa her über eine wunderschön gelegene Strasse zu erreichen ist. Da im Le Bons Bay Holiday Park niemand anzutreffen war, beschlossen wir, zuerst einmal an den Strand zu fahren. Die Le Bons Bucht wird auf beiden Seiten von Klippen eingesäumt und man könnte eigentlich dort baden, aber es war immer noch viel zu kalt. So spazierten wir etwas dem Strand entlang, was sehr interessant war, da es allerlei angeschwemmte Lebewesen und Pflanzen zu bestaunen gab. Unter anderem hatte es unzählige Quallen, riesige Haufen Seegras, einen toten Seehund und Myriaden von Muscheln. Nicole musste natürlich gleich einige besonders schöne Exemplare mitnehmen.

031204_05 Schliesslich fuhren wir wieder zurück zum Le Bons Bay Holiday Park, der immer noch ganz verlassen war. Trotzdem beschlossen wir zu bleiben und erledigten unsere Anmeldung dort mit vorgesehenen Couverts. Unser Reiseführer hatte allerdings etwas mehr vom Campingplatz versprochen, als wir vor Ort vorfanden. Der versprochene Swimming Pool war nicht geputzt und der Laden war geschlossen und überall hatte es Spinnweben. Es war halt noch nicht Reisesaison. Doch bald waren wir nicht mehr alleine, denn ein deutsches Päärchen stellte sein Zelt ebenfalls auf; so fühlte sich der Campingplatz schon etwas wohnlicher an. Weil die beiden kurz vor dem Ende ihres Urlaubs standen, schenkten sie uns eine Gaskartusche, Besen und Schaufel, Waschmittel, Wäscheklammern und diverse Fressalien. Herzlichen Dank nochmals den (leider) anonymen Spendern! Da wir noch keine Campingausrüstung gekauft hatten und es in diesem Holiday Park zwar eine Küche, aber keine Pfannen gab, gab es halt einfach Tortilla Chips mit Dip zum Znacht und Schoggi zum Desserts (Neuseeländische Schoggi ist übrigens erstaunlich gut!) und ein Wein rundete dieses sehr vorzügliche Mahl ab. Zu unserer Abendunterhaltung gehörte nachher das gegenseitige Vorlesens von Franz Hohlers "Totemügerli". Wir hoffen, dass wir es bis Ende unseres Neuseelandaufenthaltes auswendig können!

031205_03 Wie schon gesagt, stand am nächsten Morgen der Besuch Akaroas auf dem Programm. Das örtliche Museum war ausserordentlich interessant und informativ und deckte alle möglichen Aspekte der Banks Peninsula ab: der vulkanische Ursprung (die zwei ursprünglichen Krater, die die Halbinsel geformt haben, sind in sich zusammengefallen und bilden nun die Buchten von Akaroa und Lyttelton), die Maoris der Gegend, die französische Besiedlung und vieles mehr. Dazu gibt es auch noch einen Film über die Halbinsel zu sehen und zwei alte Gebäude der Ortschaft, die in das Museum einverleibt wurden. Das Museum ist wirklich zu empfehlen. Nachher spazierten wir noch etwas durch Akaora und auch noch zum französischen Friedhof, der etwa 5 Minuten oberhalb des Örtchens in einer Waldlichtung liegt. Dieser Umweg hat sich allerdings nicht wirklich gelohnt, da der alte Friedhof schon vor einiger Zeit geräumt wurde und nur noch ein ziemlich unansehnliches Denkmal daran erinnert.

Unser nächstes Tagesziel war Lyttelton, das an der zweiten grossen Bucht der Banks Peninsula liegt. Auf einen Hinweis in unserem Reiseführer nahmen wir diesmal die Summit Road, die den Berghöhen entlang führt und teilweise recht schmal ist. Dafür kann man wirklich unbeschreiblich schöne Aussichten geniessen und in einsamen Buchten zu Mittag essen. In Lyttelton stoppten wir bei der Timeball Station. Dieses burgartige Gebäude diente den Seefahrern dazu, ihre Uhren zu richten. Jeden Tag um 12.57 Uhr wurde die Kugel auf dem Turm des Gebäudes hochgezogen und dann Punkt 13 Uhr losgelassen. Dies geschah vom ganzen Hafen aus gut sichtbar; heutzutage wird die Kugel allerdings nur noch für Touristen losgelassen. Wir sahen das Schauspiel allerdings nur auf Video und genossen danach noch die Aussicht auf die Bucht, die jedoch bei weitem nicht so schön ist, wie die Bucht von Akaroa.

031206_01 Von Lyttelton aus buchten wir dann eine Kitchen Cabin im North South Holiday Park von Christchurch (Standard Cabins waren schon alle weg), da wir vor der "Speaking"-Prüfung am Samstag Morgen nicht noch unser Zelt verräumen wollten. Dieser Holiday Park war nicht so schön gelegen zwischen Flughafen und Autobahn. Aber für einmal übernachten war er ganz in Ordnung.

Am Samstag machten wir uns zeitig auf, und weil wir dann doch noch etwas zu früh beim Cathedral Square in Christchurch ankamen, schauten wir uns noch die Kathedrale an. Wir waren beeindruckt, wie schön diese Kathedrale innen ist, obwohl sie noch ziemlich neu ist (verglichen mit europäischen Kathedralen). Dann war Nicole schon bald an der Reihe mit ihrer "Speaking"-Prüfung, die sie zusammen mit einer Münchnerin hatte. Eine Stunde später hatte dann Didi seine Prüfung zusammen mit einem Geografie-/Englischstudenten aus Bern. Wir hatten beide den Eindruck, dass unsere Prüfungen recht gut verlaufen sind. Nach der Prüfung beschlossen wir, das Canterbury Museum zu besuchen. Die Ausstellung war sehr gut präsentiert und sehr informativ. Besonders angetan haben es uns die Moa-Skelette und ein Mantel aus Kiwifedern. Ebenfalls beeindruckt hat uns eine Ausstellung zu den Canterbury Plains, die sehr modern und spielerisch daher kam. Wie wir dort übrigens gelernt haben, gibt es hier dasselbe Wetterphänomen wie unseren "Föhn" und laut Yvonne wird es im Radio sogar so genannt.