Reisetagebuch

19.12. - 26.12.2003


031220_03 Am Samstag feierten wir bereits zum ersten Mal Weihnachten. Yvonne lud alle ihre echten und unechten Grosskinder mit ihren Eltern zum Zvieri und Geschenke auspacken ein. Eigentlich ist Sam ja ihr einziges richtiges Grosskind, aber einige Kinder aus der Nachbarschaft werden von Dave und Yvonne wie eigene Grosskinder behandelt. Didi und ich genossen all die Leckereien, die es zum Essen gab. Wir steuerten auch einige unserer Wiehnachtsguetzli bei, die wir vorher fertig gebacken hatten.

Am Sonntagnachmittag war das Wetter so schön, dass wir beschlossen, nochmals etwas Sightseeing zu machen. Allerdings musste Didi zuerst noch ein Rad wechseln am Lutz, da das Steuerrad sehr unruhig war und uns der Garagist der Mount Somers Garage erklärte, dass das wegen einer Unebenheit im Pneu sei. Bis jetzt waren wir noch nie am Lake Heron, der in einem Nachbartal zu dem von Lake Clearwater liegt. Die Fahrt dorthin durch ein weites Tal von Bergen umgeben war wunderschön. Allerdings war die Naturstrasse wohl etwas zu viel für unseren Lutz, so dass plötzlich der Radio schlapp machte. Am Lake Heron war es extrem windig, und da alles dort Privatland ist und man so nicht an allen Stellen ans Seeufer darf, blieben wir nur kurz für einige Fotos und fuhren dann bald wieder zurück. Kurz vor Mount Somers stoppten wir jedoch nochmals. Wir wollten uns nämlich noch die "Limestone Hut" anschauen, eine über hundert-jährige Hütte, die bei einem Kalksteinbruch steht. Dieser Steinbruch lieferte einst Ballaststeine für Schiffe nach Melbourne, die dann dort für den Hausbau verwendet wurden. Noch heute sind in Melbourne Mount Somers Steine zu sehen und die Steine aus dem verlassenen Steinbruch werden von Bildhauern gesucht, wegen ihrer Härte und Qualität.

031223_02Als Daves Schafe am Dienstag von seinem Kartenspielfreund Dennis geschert wurden, wollten Didi und ich natürlich zuschauen gehen. Zuerst trennte Dave einmal alle Lämmer von den Mutterschafen ab. Weil eines dieser Lämmer noch unser Weihnachtsbraten werden sollte, schickte er dann alle bis auf eines auf die Weide zurück. Das Lamm zeigte allerdings echten Überlebenswillen. Mit einem riesigen Satz sprang es über die Abzäunung. Es hat jedoch nicht viel gebracht, es sprang nämlich bloss in ein anderes leeres Gehege und bis dann waren die anderen Lämmer schon aus dem Scherstall weg. Dennis scherte die Schafe mit einem elektrischen Scherer. Didi und ich waren erstaunt, wie oft den Schafen ins Fleisch geschnitten wird (1-2 Mal pro Schaf). Dave erklärte dann, dass das wegen Unreinheiten im Fell passiere und dass sich die Schafe daran gewohnt seinen. Die geschorene Schafwolle fühlte sich extrem gut an beim Anfassen und war wie Handcreme für die Hände. Als Dennis mit etwa der Hälfte der Schafe fertig waren, beschlossen wir zu gehen. Vor allem Nicole hatte keine grosse Lust, beim Metzgen des Lammes zuzuschauen. Wir wollten lieber das gute Fleisch an Weihnachten geniessen können…

Nach dem Scheren brachte Dave die Schafe und Lämmer in eine Weide gleich neben dem Holiday Park, wo er denn Lämmern dann die Schwänze abschnitt. Weil er vergessen hatte, sie auch noch zu impfen, bevor er sie auf die Weide tat, mussten wir dann am Mittwochmorgen alle zusammen die Schafe, das heisst vor allem die Lämmer in ein Gehege treiben. Das sah sicher sehr witzig drein. Es war gar nicht so einfach, da kurz vor dem Gehege ein kleines Bächlein war, das nur eine Brücke hat und die Schafe schienen einfach zu dumm, um dort drüberzulaufen. Bald hatten wir dann aber alle Lämmer im Gehege und Dave konnte sie impfen.

Am Heiligabend fand in der Mount Somers Domain, einem öffentlichen Park, der zugleich auch noch als ein einfacher Campingplatz dient, ein Würstegrillieren mit anschliessendem Weihnachtsliedersingen statt; so beschlossen Dave, Yvonne und wir auch dorthin zu gehen. Allerdings hatte es extrem wenig Leute und es war extrem windig, so gingen wir gleich nach dem verzehren der Würste zurück zum Holiday Park und tranken einen warmen Tee und assen von Yvonnes wunderbaren Christmas Pudding. Zuerst wollten wir dann nochmals zurück zum singen, aber irgendwie hatte dann niemand mehr gross Lust und so machten wir es uns vor dem Fernseher gemütlich. Für uns beide war das ein sehr komischer Heiligabend, da wir es gewohnt sind, an diesem Abend bereits mit der Familie Weihnacht zu feiern und sicher nicht Würste zu grillieren. Auch komisch ist es, dass es bis Abends um halb zehn Uhr noch hell ist, dass passt irgendwie einfach nicht in unsere Vorstellung von Weihnachten. So zündeten wir dann vor dem "Insbettgehen" einige Kerzli an und öffneten die Geschenke von Gotti und Hansjörg und von Grossmami, wie wir es zu Hause am Heiligabend auch machen würden.

031225_01Am Weihnachtstag konnten wir endlich wieder einmal ausschlafen und wir genossen es noch vom Bett aus nach Hause in die CH zu telefonieren. Um zehn Uhr gingen wir dann mit Dave und Yvonne in die Kirche. Warwick, Leora und Sam waren bereits da. St. Aidan, die anglikanische Kirche von Mount Somers, ist wirklich wunderschön ausgestattet. Alles ist aus dunklem Holz und die Fenster bestehen aus Glasbildern. Die Kirche ist zwar recht klein, aber sehr gemütlich. Die Predigt war recht interessant, und der Pfarrer verstand es, die Leute einzubeziehen und einige Anekdoten geschickt zu platzieren. Nach der Kirche gab es draussen noch Christmas Pudding und ein alkoholisches Getränk, vermutlich Brandy. Der Pfarrer sprach dann noch mit uns, und wir erhielten sogar noch eine Einladung zu seinem Weihnachtsessen, aber wir waren ja schon bei Dave und Yvonne und Familie zum Essen eingeladen. Zurück beim Holiday Park warteten bereits Greg und Juanita und etwas später trafen auch noch Daves Neffe mit Familie ein. Wir versammelten uns beim Weihnachtsbaum und das grosse Geschenkeverteilen fand statt. Nachher wartete ein grosses Mittagessen mit Lammbraten, Schinken, Poulet und alle möglichen Gemüse und Salate auf uns. Ebenso lernten wir eine neuseeländische Weihnachtstradition kennen: die Christmas Crackers. Diese Knallbonbons werden überall verkauft, aber unsere wurden von Leora selber gebastelt und enthielten je eine Krone aus Crêpe-Papier und Bonbons. Die Krone wurde dann aber nicht von allen aufgesetzt. Der Höhepunkt des Essens war das Dessertbuffet. Unsere Favoriten waren die selbstgemachte Cassata von Yvonne und die typisch neuseeländische Pavlova, eine Meringuetorte mit Schlagrahm und Früchten garniert. Der Abend war dann etwas weniger weihnächtlich. Wir spielten noch etwas Pingpong und Pool-Billard und dann schauten wir für dem Rest des Abends fernsehen. Wie schon am Heiligabend feierten wir dann nochmals in unserem Wohnwagen, da wir unsere eigenen Geschenke noch nicht ausgetauscht hatten und auch die Geschenke von Rybaks noch nicht geöffnet hatten.

Dies ist nun vermutlich für einige Zeit der letzte Eintrag. Morgen werden wir nach Christchurch fahren, um unsere Eltern am Sonntag Morgen am Flughafen zu begrüssen können. Wir werden ihnen zuerst die Umgebung hier zeigen und dann vom 2. Januar her ganz Neuseeland bereisen. Wir freuen uns riesig und versprechen euch, so bald wie möglich von unseren Erlebnissen zu berichten. Allerdings werden wir wohl eher Emails schreiben können, als die Homepage upzudaten, da wir nicht sicher sind, wie gut das in Internet Cafés überhaupt möglich ist. Habt also Geduld, wenn sich hier für einige Zeit nichts ändert.

Einen guten Rutsch ins 2004!