Reisetagebuch

02.01. - 04.01.2004


040102_01 Hans behielt recht, und wir schafften es am Freitagmorgen tatsächlich, all unser Gepäck in den Lutz zu packen, so dass wir schliesslich allen auf Wiedersehen sagen mussten und Richtung Christchurch losfuhren. Nach diesen dreieinhalb Monaten waren wir schon etwas traurig, von Mount Somers wegzugehen, aber natürlich freuten wir uns extrem darauf, mit unseren Eltern endlich auch den Rest von Neuseeland entdecken zu können. Da unsere Eltern in einem Camper herumreisen würden, luden wir unsere Eltern bei der Kea-Camper Vermietung in Christchurch ab, während wir uns auf den Weg zum Cathedral Square machten, wo wir mit Philipa Burney abgemacht hatten. Pip war im selben Jahr wie Nicole in Cleveland im Austauschjahr und ist aus Christchurch. Eigentlich wohnt sie im Moment in London, hielt sich aber gerade für den Besuch zweier Hochzeiten in Neuseeland auf. Weil sie am selben Nachmittag nach New Plymouth an eine der Hochzeiten fliegen musste, konnten wir sie leider nur zum Mittagessen treffen. Aber es war sowieso super, dass wir sie überhaupt treffen konnten und Nicole freute sich extrem, wieder einmal mit ihr plaudern und Neuigkeiten austauschen zu können. Nachher fuhren wir nach Waikari, wo unsere Eltern bereits bei Urs Fricker auf uns warteten. Urs und seine Familie sind aus Auenstein nach Neuseeland ausgewandert, so wollten wir ihn natürlich besuchen gehen (der Rest der Familie weilte zu dem Zeitpunkt in der Schweiz). Sein Haus, das er selber gebaut hatte, ist extrem schön, sehr geräumig und man hat eine prächtige Aussicht. Das Grundstück ist riesig und bietet genug Platz für seine Schreinerei-Werkstatt, zwei Pferde und ein Dutzend Alpacas, die es uns natürlich angetan hatten. Urs kochte uns und zwei Kolleginnen, die auch bei ihm zu Besuch waren, supergute Spaghetti Bolognese. Wir schliefen an diesem Abend zum ersten Mal im Lutz, was sich als sehr bequem herausstellte.

040103_01 Am anderen Morgen, nach einem reichhaltigen und superguten Frühstück mit richtigen Brötli (von Urs selbstgebacken), inspizierte Urs noch unseren Lutz. Er stellte fest, dass wir dringend Kühlwasser und Öl benötigen und füllte uns das gleich nach. Als dann der Lutz wieder fit war, fuhren wir los über den Lewis Pass gen Westen, denn die Wetterprognose für die Westküste war gerade gut, was angeblich eher selten ist. Unser erster Stopp war bei der Waiau Ferry Bridge, die nach Hanmer Springs führt. Wir waren schon einmal hier gewesen, und auch dieses Mal setzte Nicole keinen Schritt auf die Brücke, denn durch das schräge Geländer sieht man direkt in die tiefe Schlucht hinunter. Hanmer Springs liessen wir rechts liegen und hielten dafür in Maruia Springs zum Mittagshalt; zum Baden in den Thermalquellen war es jedoch ein bisschen zu heiss. Kurz vor Reefton besuchten wir dann in Black Point ein Goldgräber-Museum. Das Museum ist in einer alten Methodistenkapelle untergebracht und zeigt einfach alles, was auch nur entfernt ausstellenswert wäre. So findet man neben einem Modell der örtlichen Goldstampfe, einer alten Telefonzentrale, alten Chirurgeninstrumenten und Münzen aus aller Welt (auch einige schweizer Münzen) auch einige ausgestopfte Tiere und etliche Militärmedaillen. Ein netter Herr führte uns sogar das Goldstampfen-modell vor und erzählte uns auch sonst noch einiges über die Geschichte des Dorfes und des Museums. Nachher führte er uns sogar noch die richtige Goldstampfe vor, die etwas oberhalb des Museums in einem Schuppen untergebracht ist und mit der früher einmal grosse Gesteinsbrocken zerstampft wurden, um darin noch mehr Gold freizulegen. Nach diesem wirklich interessanten Zwischenhalt fuhren wir dann durch den unteren Teil der sehr malerischen Buller Gorge nach Westport, wo wir auf dem Seal Colony Top 10 Tourist Park im Örtchen Carter's Beach ein Plätzchen reserviert hatten. Nach einem ausgezeichneten Znacht, das zur Hauptsache aus einem guten Stück Fleisch bestand, fuhren wir nochmals alle mit dem Lutz los zum Cape Foulwind. Kaum dort angekommen, sahen wir schon unsere ersten Wekas. Von diesen Laufvögeln, die ähnlich aussehen wie Kiwis, hatte es gleich einige dort. Vom Parkplatz führte dann ein Spazierweg zu einer Plattform von der man Pelzrobben beobachten konnte. Das war extrem interessant zu sehen, wie sie im Wasser schwammen und wieder auf die Felsen hochkletterten und wie die Kleinen auf den Felsen spielten. Die waren ja sooo süss!!! Wir blieben dort bis zum wunderschönen Sonnenuntergang.

040104_01 Da wir beschlossen, nochmals eine Nacht auf dem selben Zeltplatz zu bleiben, konnten wir am Sonntag unser Zelt nochmals stehen lassen. Wir fuhren alle zusammen im Lutz nach Kohaihai bei Karamea. Die Strasse war sehr schön. Sie war dafür sehr kurvenreich und führte hoch oben durch den Karamea Bluff, einem hohen Steilhang, von wo man teilweise eine recht eindrückliche Aussicht hatte. Von Kohaihai, dem einen Ende des Heaphy-Track, der in 3-5 Tagen in die Golden Bay führt, wanderten wir zu einem etwa eineinhalb Stunden entfernten Strand. Der Wanderweg war wunderschön und führte durch einen Wald, der vor allem aus Farnbäumen und Rata, einem rotblühenden Baum, bestand. Auch überquerten wir zum ersten Mal eine neuseeländische Hängebrücke. Zurück beim Parkplatz fanden wir einen freien Picknicktisch zum lunchen und fuhren danach wieder zurück nach Westport. Ausser einem Kaffeehalt in Karamea, hielten wir noch um zum Lake Hanlon zu spazieren. Beim Parkplatz versprach ein Schild eine Marschzeit von 10 Minuten. Nach 10 Minuten war jedoch noch weit und breit kein See zu sehen. Und selbst als wir den See dann doch noch gefunden hatten, konnten wir den See beinahe nicht sehen, weil das Ufer so überwachsen war. Da müsste man mal jemanden zum Holzen vorbeischicken… Nach dem Abendessen, fanden wir dann endlich die Zeit, einmal noch den Strand von Carter's Beach anzusehen, der aus ganz feinem, schwarzen Sand besteht. Das Bild des romantischen, farbenfrohen Sonnenunterganges wurde eigentlich nur durch die Zementfabrik der Holcim am Horizont getrübt.