Am Samstag besuchten wir Waitangi, die
"Rütliwiese" Neuseelands. 1840 unterzeichneten
dort fast 50 Maorihäuptlinge und William Hobson, der
Vertreter von Queen Victoria in Neuseeland, den Vertrag von
Waitangi. Von da an gehörte Neuseeland der englischen Krone.
Den Maori wurde als Gegenleistung Schutz zugesprochen, auch
sollten sie weiterhin das Land und die Ressourcen darauf nutzen
können. Allerdings interessierte sich nach der
Unterzeichnung des Vertrags eigentlich niemand gross für
Waitangi und erst zum 100 Jahre Jubiläum der
Vertragsunterzeichnung wurde Treaty House und die Umgebung in
Waitangi restauriert. Zuerst informierte uns eine Audiovideoshow
über die Geschehnisse um 1840. Danach spazierten wir durch
das Gelände. Dort sieht man das Treaty House, in dem William
Hobson wohnte, ein sehr schönes Maori-Versammlungshaus, eine
riesige Wiese, auf der eine Fahnenstange den Ort markiert, an dem
der Vertrag unterschrieben worden sein soll und das weltweit
grösste Waka, ein Kriegskanu der Maori. Allerdings sind
dieses 35m lange Waka und das Versammlungshaus gar noch nicht so
alt, denn beide wurde erst für die 100 Jahr-Feier
hergestellt. Als wir genug gesehen hatten, fuhren wir weiter nach
Russell, das wir über eine Fähre erreichten. Auch
Russell ist historisch bedeutsam. Wir sahen dort die älteste
noch erhaltene Kirche Neuseelands, die Christ Church, und
Pompallier, eine einstige französische, katholische Mission,
die Russell zum katholischen Zentrum im Westpazifik machte. Heute
ist in diesem Gebäude ein Museum untergebracht, und man kann
selber miterleben, wie damals die Missionare die Bücher
herstellten, die sie unter den Maori verteilten. Im Gebäude
war sowohl eine Gerberei für die Ledereinbände, als
auch eine Druckerei für die auf Maori übersetzten
religiösen Texte untergebracht. Die Führung die wir
dort hatten war äusserst interessant, und wir konnten sogar
selber die einzelnen Arbeitsschritte ausprobieren. Danach schaute
sich Nicole noch das Russell Museum an, in dem es unter anderem
ein Model von Cooks Endeavour im Massstab 1:5 zu sehen
gab. Sonst gab es aber nicht viel neues, und Fabi und Didi hatten
keine Lust auf dieses Museum, so gingen wir schon bald zum
Campingplatz. Von dort spazierten wir gemütlich in eine
Bucht, wo wir wunderbar baden konnten und eine riesige Sandburg
bauten. Man munkelt, dass dort Ausserirdische landen, denn rund
um die Sandburg herum entstanden mysteriöse
Sandkreise… Leider verschlechterte sich dann das Wetter
drastisch, Regen setzte ein und wir spazierten zügig zum
Campingplatz zurück. Das Wetter war übrigens auch in
der Nacht ziemlich schlecht. Zwar regnete es nicht, aber es
windete so stark, dass wir ziemlich lange wach im Zelt lagen und
hofften, dass die Heringe das Zelt festhalten würden.
Am nächsten Morgen war wieder wunderbares
Wetter, so konnten wir als erstes die Aussicht auf die Bay of
Islands vom Flagstaff Hill geniessen. Dann ging's schon bald
wieder mit der Fähre zurück nach Opua und wir fuhren
nach Kawakawa, wo wir Fabi die exklusiven Hundertwasser-Toiletten
zeigten. Das Ziel dieses Tages war Whananaki, etwas nördlich
von Whangarei gelegen, wo Christoph und Genéviève Noser
wohnen, so fuhren wir weiter Richtung Süden. Christoph ist
der Bruder von Fabis Quasionkel, das heisst vom Freund von Fabis
Tante, deshalb wollten wir sie besuchen gehen. Unterwegs sahen
wir dann ein Schild, das auf die Kawiti Glowworm Caves hinwies.
Das machte uns "gwundrig", so schauten wir
natürlich dort vorbei und nahmen an einer Führung teil.
Diese Höhlen gehören einer Maori-Familie und alle
Führungen werden von Familienmitgliedern geleitet. Die
Höhle, die übrigens nur von einer Gaslaterne unseres
Guides beleuchtet wurde, war sehr abwechslungsreich. Neben
Glühwürmchen, die sehr schön waren, aber nicht
ganz so zahlreich wie in den Waitomo Caves, gab es auch allerlei
Tropfsteine. Am interessantesten fanden wir einige hohle
Tropfsteine; laut unseres Guide sind dieselben weltweit
einzigartig. Man kann auf diesen hohlen Stalagmiten spielen wie
auf Bongos, es klingt richtig gut! Nach der Führung durch
die Höhle musste man dann durch den Bush wieder an den
Anfangspunkt zurück spazieren. Das war auch sehr schön,
denn es gab einige sehr schöne Kalksteinformationen zu
sehen, und der Wald war auch sonst recht schön. Dieser
ungeplante Abstecher zu dieser Höhle hat sich wirklich
gelohnt! Durch schöne Weiden und rollende Hügel ging
dann unsere Fahrt weiter ans Meer, wo Whananaki liegt. An einem
sehr schönen Strand hielten wir an, und Didi und Fabi
vergnügten sich im Sand, während sich Nicole etwas
ausruhte. Schon bald war es dann Zeit, um zu Nosers zu gehen. Sie
haben einen recht grossen Olivenhain und ein wunderschönes
Haus hoch über dem Meer mit einer traumhaften Aussicht durch
die riesige Fensterfront in der Küche und dem Wohnzimmer. Am
Abend halfen wir bei der Zubereitung der Salate für das
Znacht. Die Grilladen waren ausgezeichnet. Seit langem konnten
wir wieder einmal eine richtig gute Cervelat geniessen, die
Nosers beim Schweizer Metzger in Auckland gekauft hatten. Nach
dem Essen holten Nosers ihren Jassteppich hervor und waren froh,
wieder einmal mit jemandem Kartenspielen zu können. Wir
spielten einige Runden "Hosenabe" bis wir alle
müde waren, und wir reisende waren höchst erfreut, in
richtige Betten zu hopsen. Übrigens sahen wir in den
Nachrichten, dass es im Süden der Nordinsel ziemlich schwere
Unwetter gab. Wir waren wirklich froh, im Norden zu sein, denn
über unser Wetter konnten wir uns nicht beklagen, ausser
dass es manchmal etwas stark windete.
Am nächsten Morgen beschlossen wir etwas
spazieren zu gehen, und Nosers luden uns ein, nochmals eine Nacht
zu bleiben. Zuerst wurden wir durch das grosse Anwesen
geführt und genossen vom höchsten Punkt eine noch viel
beeindruckendere Aussicht. Dann spazierten wir gemütlich zu
einem fantastischen Sandstrand. Die Küste bei Whananaki ist
wirklich ein Traum, es ist nur ziemlich abgelegen. Am Nachmittag
ruhten wir uns dann etwas aus, und Nicole half Genéviève
etwas später mit Pfirsichschneiden für Konfitüre.
Am Abend holten wir den Jassteppich nochmals hervor, diesmal
spielten wir den Fünferbieter. Übrigens gaben uns
Nosers noch den Tipp, dass wir für die verbleibende Zeit in
Neuseeland ja eine Stelle als Housesitter suchen könnten und
Genéviève half uns, im Internet eine entsprechende Webpage
zu finden. Wir fanden die Idee wirklich gut und waren gespannt,
ob daraus etwas werden würde.
Am andern Tag mussten wir dann nach einem feinen
Zmorgen Abschied nehmen von Nosers, und wir erhielten noch
allerlei frisches Gemüse mit auf den Weg. Nochmals ganz
herzlichen Dank für alles! Dann stand eine lange Autofahrt
bevor. Wir wollten nämlich am Abend auf der Coromandel
Peninsula sein. Ausser einem Mittagshalt mussten wir noch bei
einer Käsefabrik mit Café in Matatoki einen Halt
einlegen, weil wir plötzlich feststellten, dass das Wasser
im Lutz etwas zu heiss war. Während wir eine Tasse Tee und
Muffins genossen, erholte sich Lutz und war auch wieder genug
kalt, dass wir etwas Wasser nachschütten konnten. So
überstand er die sehr schöne Fahrt über die
Coromandel Range ohne Probleme. Eigentlich wollten wir am selben
Tag noch an den Hot Water Beach, aber es war gerade Flut und dann
sind die heissen Quellen mit Meerwasser zugedeckt. So fuhren wir
gleich weiter nach Hahei, wo wir unser Zelt aufschlugen. Von
dorther hätte man zu der Cathedral Cove, die wir noch nicht
gesehen hatten, spazieren können, aber leider fehlte uns die
Zeit dazu, so spazierten wir ein bisschen dem Strand entlang und
versuchten die unzähligen kleinen Inseln zu zählen, die
man von dort sah.
Am Mittwoch fuhren wir dann also gleich als
erstes zum Hot Water Beach, wo bereits schon etwa hundert andere
Touristen mit Spaten ausgestattet Löcher im Strand
buddelten. Einige hatten schon richtige Badewannen, die mit
Wasser aus heissen Quellen unter dem Sand gespeist wurden. Die
besten Plätze waren leider schon weg, so mussten wir ganz
vorne anfangen zu buddeln. Leider war das Meer noch etwas zu
hoch, so schafften wir es gar nicht, eine Wanne zu graben, weil
die Wellen den Rand immer wieder zerstörten. Es war aber
schon so ein unglaubliches Erlebnis, die Füsse in den Sand
zu stecken und das warme, teilweise recht heisse Wasser zu
spüren, so dass eine "Badewanne" gar nicht
nötig war. Weil unser Programm dicht gedrängt war,
fuhren wir vom Hot Water Beach gleich nach Süden, ohne den
Rest der Coromandel Peninsula zu sehen. In Tauranga hielten wir
kurz bei einem Internetcafé und fuhren aber schon bald
weiter nach Matamata, wo die Hobbiton-Szenen für die Lord
of the Rings-Trilogie gefilmt wurden. Eine Tour auf das
Gelände, das in Privatbesitz ist und deshalb nur
geführt besichtigt werden kann, fand aber er erst wieder am
nächsten Morgen statt, so fuhren wir weiter nach Putaruru,
wo es einen sehr kleinen, aber schönen Holiday Park
gibt.