So wurden wir also am Samstagmorgen früh
um 02.00 Uhr von einem Angestellten der
Fährgesellschaft geweckt und konnten schon bald darauf auf
die Fähre fahren. Die Bluebridge-Fähre bietet zwar
nicht allen Komfort des Interislanders, den wir mit unseren
Eltern genommen hatten, dafür ist sie ziemlich viel
billiger. Auf der Fähre suchten wir uns dann eine ruhige
Ecke, um noch ein bisschen weiter zu schlafen. Als wir etwa um
6.30 Uhr in Picton ankamen, regnete es leider, und so fuhren wir
gleich über den Queen Charlotte Drive Richtung Havelock und
Nelson; es war ja sowieso noch dunkel. In Havelock fanden wir
dann eine Bäckerei, die schon geöffnet war, so konnten
wir etwas frühstücken, bevor wir weiter nach Nelson
fuhren. Dort gingen wir zuerst einmal bei der Touristen
Information vorbei, denn am nächsten Tag wollten wir im Abel
Tasman National Park wandern gehen, aber natürlich nur bei
schönem Wetter. Ein netter Herr versicherte uns aber, dass
das Wetter am nächsten Tag schön sein sollte. So
schauten wir uns noch die Kathedrale in Nelson an, bevor wir
weiter nach Westen fuhren. Weil es noch etwas zu früh war,
um die Cabin im Marahau Beach Camp zu beziehen, die wir wegen des
Regens gebucht hatten, fuhren wir gleich über den Takaka
Hill um noch die Pupu Springs, die grössten
Süsswasserquellen der südlichen Hemisphäre
anzusehen. Mehr oder weniger zuoberst auf dem Takaka Hill fuhren
wir noch 8 km auf einer ungeteerten Strasse zu einem weiteren
Lord of the Rings-Drehort, allerdings kam uns die Stelle
überhaupt nicht bekannt vor. Es war eine sehr schöne
Landschaft, aber der Regen hinderte uns an einer genaueren
Erkundung der Gegend. Bei den Pupu Springs regnete es dann noch
mehr als damals als wir mit unseren Eltern dort waren. So
schauten wir uns nur schnell die Quellen an und gingen gleich
wieder zum Auto zurück, schon richtig durchnässt.
Gerade als wir wieder losfahren wollten, klopfte es an unsere
Autoscheibe, und eine deutsche Touristin fragte uns
hoffnungsvoll, ob wir ein Überbrückungskabel
hätten. So gingen also Didi und Fabi nochmals in den Regen
hinaus, während Nicole den Lutz an eine geeignete Stelle
parkierte. Ein Kabel hatten wir zwar, aber es stellte sich
heraus, dass es nicht ganz klar ist bei unserer Autobatterie,
welcher Pol welcher ist, weil die Farben verblasst sind. So
wollten wir nicht das Risiko eingehen auch noch unsere Batterie
zu entladen und fragten noch einen anderen Besucher der Pupu
Springs, und mit dessen Auto war dann das Überbrücken
kein Problem mehr. Ganz durchnässt fuhren wir dann also nach
Marahau Beach, wo wir eine geräumige Cabin mit Küche
beziehen konnten. Zuerst mussten wir gleich etwas Schlaf
nachholen, der uns während der vergangenen Nacht entgangen
war, bevor Nicole dann feine Spaghetti Bolognese zum Znacht
kochte.
Wir konnten unseren Augen fast nicht trauen,
als wir am Sonntag aufwachten, und tatsächlich die Sonne
schien. So ging Nicole gleich ins Office, um das Wassertaxi zu
reservieren, das uns in den Abel Tasman National Park bringen
würde. Eigentlich wären wir gerne noch eine weitere
Nacht in der Cabin geblieben, aber leider war sie schon jemand
anderem versprochen, so mussten wir halt noch unser Zelt
aufstellen, bevor wir wandern gingen. Das Wassertaxi brachte uns
in die Anchorage Bay, von wo wir zurück nach Marahau
wanderten. Die Strecke entlang der Küste durch den
neuseeländischen Busch mit Farnbäumen war
wunderschön, und wir kamen auch an vielen idyllischen
Sandbuchten vorbei. An einer solchen legten wir dann unseren
Mittagshalt ein. Nicole wollte dort noch baden, aber das Meer war
ziemlich kalt, so hielt sie es nicht lange aus. Am Ende unserer
Wanderung gönnten wir uns im Park Café noch eine
Erfrischung, bevor wir zum Campingplatz zurück gingen. Am
Abend spazierten wir nach dem Nachtessen noch ans Meer, leider
war aber gerade Flut, so konnten wir nicht einmal dem Strand
entlang spazieren. Also setzten wir uns auf eine Parkbank und
genossen die schöne Abendstimmung.
Am Montag fuhren wir wieder nach Picton
zurück und konnten nun den Queen Charlotte Drive bei Tag
geniessen. In Picton bezogen wir eine Cabin mit Fernseher, da wir
am Abend die Oscar-Verleihung schauen wollten. Da wir bereits am
frühen Nachmittag in Picton ankamen, hatten wir noch Zeit,
vorher das Aquarium der Stadt anzuschauen. Es ist zwar eher
klein, aber es hat eine grosse Seepferdechen-Zuchtstation. Es war
ziemlich interessant diesen doch eher ungewöhnlichen
Tierchen zuzusehen. Habt ihr zum Beispiel gewusst, dass bei den
Seepferdchen die Männchen die Jungen zur Welt bringen?
Zurück auf dem Campingplatz kühlte sich Nicole im Pool
ab, während sich Didi und Fabi um die Wäsche
kümmerten. Am Abend schauten wir dann, wie Lord of the
Rings bei der Oskarverleihung abräumte. Bei unserem
internen Wettbewerb, wer am meisten Gewinner voraussagen kann,
gewann übrigens Nicole.
Für den Dienstag hatten wir eine
Walbeobachtungstour in Kaikoura gebucht. Je näher wir jedoch
nach Kaikoura kamen, umso schlechter wurde das Wetter und wir
waren darauf vorbereitet, dass die Tour abgesagt würde, wie
damals mit unseren Eltern. So war es dann auch, und wir
beschlossen, nicht länger in Kaikoura zu bleiben und gleich
nach Christchurch weiter zu fahren. Wir waren ziemlich
überrascht, als wir feststellten, dass der Meadow Park
Holiday Park an einem normalen Dienstag ziemlich voll war und im
Büro ein ziemliches Durcheinander herrschte. So war der
erste Zeltplatz, der uns angeboten wurde, bereits besetzt. Der
nächste den wir bekamen, war dann ziemlich verdrückt
zwischen Gebüsch und einer Cabin, und jedes Mal wenn wir zum
Zelt wollten, mussten wir uns durchs Gebüsch zwängen.
Am Abend beschlossen wir ins Kino zu gehen. Wir wollten Mel
Gibsons "The Passion of the Christ" schauen gehen. Wir
waren etwas zu früh im Kino, so schauten wir uns noch ein
bisschen bei den Arkadespielen um. Nicole fand einen
Schlagzeugsimulator, der recht witzig war. Auf einem
Computerbildschirm wurde immer angezeigt, wo man als
nächstes hinschlagen musste. Ein ähnliches Spiel gab es
auch als Tanzsimulator. Dort wurrde immer angezeigt, auf welche
Bodenplatte man mit den Füssen springen musste. Dieses Spiel
probierten wir zwar nicht aus, aber das Zuschauen war schon sehr
unterhaltsam. Bald fing dann aber schon der Film an, von dem wir
ziemlich beeindruckt waren. Allerdings war er nichts für
schwache Nerven, denn er war wahnsinnig brutal. Vom sprachlichen
her war der Film übrigens sehr interessant, denn es wurde
konsequent Latein und Altaramäisch gesprochen, und der Film
wurde mit englischen Untertiteln gezeigt. Das Latein klang zwar
ziemlich Italienisch und im Abspann sahen wir dann, dass alle
diejenigen die Latein sprechen mussten, italienische Schauspieler
waren und daher alles Italienisch aussprachen. Jim Caviezel, der
den Jesus spielte, hatte übrigens entgegen allen bösen
Behauptungen überhaupt keinen Bündner Akzent
(allerdings haben wir noch nie vorher einen Bündner
Altaramäisch reden hören, und wissen auch nicht wie
sich altaramäisch mit Bündner Akzent anhören
würde. Hinweise bitte an nicoledidi@nicoledidi.ch!).
Weil es am nächsten Tag am Morgen
regnete, beschlossen wir noch einen Tag in Christchurch zu
bleiben und einen Museumstag einzuschalten. Als erstes gingen wir
ins Museum "Science Alive". Die Ausstellung dort, in
der allerlei über Elektrizität gezeigt wurde, war
ziemlich gut und man konnte sehr viele Experimente selber
ausprobieren. Am besten gefiel uns eine Harfe, die mit
"Lasersaiten" funktioniert. Wenn man mit dem Finger
eine "Lasersaite" unterbrach, erklang ein Ton. Das sah
sehr ulkig aus, so ohne Saiten zu spielen. Vor allem Fabi und
Didi waren noch von der Lego-Ecke schwer beeindruckt. Man konnte
dort verschiedene Fahrzeuge aus Legosteinen bauen und dann
daneben auf einer Rampe die Fahrzeuge gegeneinander fahren
lassen. Sieger konnte keiner ermittelt werden, weil Fabis
Gefährt die Spur nicht halten wollte und immer Didis
Rennschlitten von der Bahn abdrängte. Nach "Science
Alive" fuhren wir in die Innenstadt Christchurchs
zurück und spazierten zum Canterbury Museum. Wir waren ja
bereits schon zweimal dort, aber diesmal gingen wir noch in den
Discovery Teil, wo es allerlei ausgestopfte Tiere und auch einige
Terrarien mit lebendigen Tieren zu sehen gab. Die Hauptattraktion
dort waren drei Terrarien mit Taranteln drin. Im einen
Tarantel-Terrarium war zusätzlich noch eine Heuschrecke, und
wir hatten ziemlich Mitleid mit ihr, da es nur eine Frage der
Zeit war, bis die Tarantel wieder Hunger verspürte. Laut
Aufseher war die Heuschrecke aber schon eine ganze Woche
Untermieter bei der Tarantel, ohne dass sie angeknabbert worden
war. Wie beruhigend! Wir beendeten unseren Hungerstreik und
wandten uns einer anderen Attraktion zu: einem Gefäss in dem
zwei Katipo-Spinnen leben, die giftigsten Spinnen Neuseelands.
Eine Katipo-Spinne sieht recht ähnlich wie eine Schwarze
Witwe aus, hat aber zusätzlich einen roten Strich auf dem
Rücken. Eine solche Spinne in freier Natur zu sehen, ist
aber eher unwahrscheinlich. Nach dem Museum gingen wir noch ein
bisschen in die Stadt, wo Fabi zwei Drehorte von Peter Jacksons
Film "Heavenly Creatures", der unter anderem in
Christchurch gedreht wurde, aufsuchte, bevor wir dann wieder zum
Campingplatz zurückgingen, um uns zu erholen, denn
Museumsbesuche ermüden einem doch mehr, als man denken
würde…