Wie waren wir froh, als wir am Freitagmorgen
aufwachten und die Sonne schien. An diesem Tag stand ein Ausflug
in den Milford Sound auf dem Programm, und schlechtes Wetter
hatten wir schon das letzte Mal, als wir dort waren. Die
Landschaft dorthin war einfach fabelhaft, und die Sicht auf die
schneebedeckten Gipfeln und die steilen Felswände traumhaft;
der Schweiz nicht ganz unähnlich. Jaja, im Ausland wird man
zum Patrioten :-) . In Milford Sound angekommen, waren
wir erstaunt, wie viele Fahrzeuge sich auf die zwei einzigen
Parkplätze quetschten, und wir hatten richtig Mühe,
einen Parkplatz zu finden. Schliesslich parkierten wir hinter
zwei Fahrzeugen genau in deren Mitte, so dass diese immer noch
wegfahren konnten. Didi machte zu seiner Beruhigung noch
Digital-Fotos davon, falls wieder eine gigantische Busse unter
dem Scheibenwischer liegen würde, der gute kriegt langsam
Verfolgungswahn… Wir machten uns dann auf ins
Informationszentrum, fast ohne Hoffnung, dass es noch Platz in
einem Ausflugsschiff auf den Milford Sound haben würde. Wie
war unsere Überraschung gross, als trotz dem gefüllten
Parkplatz noch Platz auf allen Schiffen war. Wir fragten uns, wo
denn sonst alle Passagiere ihre Autos und Cars hinstellten!?!
Also buchten wir drei Plätze auf dem nächsten und
tuckerten schon wenig später auf dem relativ kleinen
Schiff "Friendship" der Firma "Real
Journeys" durch den Milford Sound. Wir hatten wohl die
besten Plätze, denn wir sassen auf einer Kiste vorne beim
Bug und hatten so uneingeschränkte Sicht auf die senkrechten
Felswände des Fjords, die Wasserfälle, die
schneebedeckten Gipfel und das Meer. Allerdings erwischten wir
einige wenige Wassertropfen, als unser Kapitän bei einem
Wasserfall direkt darunter fuhr. Allerdings hatte der Wasserfall
so wenig Wasser, dass nur ganz wenig Wasser unten ankam, und das
meiste schon vorher verdunstet war. So einen Wasserfall von unten
zu sehen war schon ein spezielles Erlebnis. Der
zweieinhalbstündige Ausflug führte uns bis auf die
Tasmanische See und wieder zurück an einer Robbenkolonie und
einem weiteren Wasserfall vorbei. Der Ausflug war äusserst
schön, und wir genossen das atemberaubende Landschaftsbild
dass sich uns in diesem Fjord bot. Wir hatten wirklich
Glück, so gutes Wetter zu haben, denn im Milford Sound
regnet es bis zu sieben Meter pro Jahr, und unsere Eltern konnten
ihn leider nur bei Regen bereisen. Als wir wieder festen Boden
unter den Füssen hatten, spazierten wir noch schnell zu den
Lady Bowen Falls, einem Wasserfall, den wir schon vom Schiff aus
gesehen hatten, bevor wir uns zurück zum Lutz begaben und im
Café bei der Information noch schnell etwas zu uns nahmen.
Auf der Rückreise nach Te Anau hielten wir noch an einigen
Sehenswürdigkeiten unterwegs an. So zum Beispiel bei The
Chasm, einer extrem schmalen, relativ tiefen Schlucht, in der
sich wasserfallähnliche Stromschnellen befinden und die
ziemlich beeindruckend war. Zusätzlich hielten wir noch bei
einem hoch über dem Talboden gelegenen Aussichtspunkt mit
eindrücklicher Sicht und bei den Mirror Lakes, bei denen es
allerdings schon etwas zu spät war, so dass die Sonne schon
hinter den Bergen verschwunden war, und die Spieglung der Berge
im See nicht sehr gut zu sehen war.
Am Samstagmorgen fuhren wir bei bestem Wetter
Richtung Queenstown, schon bald wartete der erste
"Höhepunkt" auf uns: in Garston, wo wir einen
kurzen Halt einlegten, wies uns ein Wegweiserpfosten darauf hin,
dass wir uns gerade in der "landesinnersten" Gemeinde
Neuseelands befänden. Sonst gab es allerdings in dieser
Ortschaft nicht viel zu sehen, und wir fuhren weiter nach Norden.
Einen weiteren kurzen Halt legten wir am Lake Wakatipu etwas
nördlich von Kingston ein. Dort hätten wir wohl besser
nicht angehalten. Die Aussicht war zwar sehr schön, aber als
Didi wieder wegfahren wollte, erklang hinter uns plötzlich
ein Hupen, und als wir ausstiegen, stellten wir fest, dass
Lutz' Hinterteil bei einem anderen Fahrzeug, das sich von
hinten "herangeschlichen" hatte, eine kleine Delle in
den Kotflügel gedrückt hatte. Zwar war die Beule
klitzeklein, so dass man sie fast nicht sah, aber weil der andere
Automobilist mit einem Mietauto herumfuhr, wollte er
natürlich sicher sein, dass er Didis Angaben hatte, so dass
er ihn kontaktieren könne, falls er am Schluss den Schaden
beheben müsse. Als dann Didi in Queenstown unsere
Haftpflichtversicherung kontaktieren wollte, um zu fragen, ob er
das bei ihnen melden müsse, stellte er zu seinem weiteren
Ärgernis noch fest, dass ja Wochenende war, und niemand im
Büro zu erreichen war. Die Unterkunft auf dem Campingplatz
in Queenstown war dafür super. Wir hatten ein Zimmer in der
Lodge des Campingplatzes, die ein sehr geräumiges Wohnzimmer
mit Küchentrakt hatte. Dort stand sogar ein Harmonium, und
Nicole und Fabi versuchten zusammen einige Lieder, von denen es
dort Noten hatte, zu spielen. Oben mit den Fingern zu spielen und
unten mit den Füssen ständig zu pumpen war aber gar
nicht so einfach. Am Nachmittag beschlossen wir auf den
Hügel Deer Park Heights zu gehen, auf dem auch einige
Lord of the Rings-Szenen gedreht wurden. Dieser 800m hohe
freistehende Hügel, der eigentlich ein Tierpark ist, liegt
am Lake Wakatipu etwas ausserhalb von Queenstown. Als wir am
Eingang des Tierparks ankamen, versperrte uns eine Barriere
unsere Fahrspur. Auf der Gegenfahrbahn glänzten in den Boden
eingelassene Zacken, und warteten voller Stechlust darauf, dass
jemand von unserer Seite her über ihre wohlgeölten
Scharniere rattern würde. Schliesslich liess sich die
Barriere für 20$ öffnen, und wir erhielten einen Plan
vom Park, auf dem genau stand, wo die einzelnen Szenen des Films
gedreht worden waren, und auf dem auch zu lesen stand, welche
Tiere man wo sehen konnte. Wir bezahlten also den Eintritt und
wollten gerade losfahren, als wir sahen, dass zwei weitere
Touristen aus Grossbritannien gerade den ganzen Anstieg zu Fuss
in Angriff nehmen wollten, und so offerierten wir ihnen eine
Mitfahrgelegenheit im Lutz, denn 800m Höhe sind doch
ziemlich viel, um sie zu Fuss zu gehen. Die Fahrt zum Gipfel
hinauf dauerte dann auch recht lange, und die zwei mussten
zugeben, dass sie nicht gewusst hatten, dass der Weg so weit war.
Wie überrascht waren wir, als wir zuoberst plötzlich
vor einem koreanischen Gefängnis standen. Ein Hinweis auf
dem Parkplan erklärte uns dann, dass es sich um eine
Filmkulisse vom 1986er Disneyfilm The Rescue handelte
(noch nie gehört…). Es war schon recht kurios, so ein
düsteres Gefängnis in schönster
neuseeländischer Landschaft zu finden. Die Aussicht, die
sich uns dann von den beiden Aussichtspunkten her bot war echt
atemberaubend. Auf der einen Seite sahen wir das Skigebiet
"The Remarkables" mit Flusslandschaft und auf der
anderen Seite die neuseeländischen Alpen und den Lake
Wakatipu in seiner ganzen Länge. Dieser Ausflug hatte sich
wirklich gelohnt. Die Lord of the Rings-Drehorte waren
hier für einmal auch recht interessant, da mit Wegweisern
jeweils ganz genau angegeben wurde, wo gefilmt worden war, und
auf unserem Parkplan stand ganz genau um welche Szenen es sich
handelte. So löste sich zum Beispiel ein kleines
Rätsel: als wir nämlich mit Dave, der ja bei Lord of
the Rings II-Szenen als Statist mitgewirkt hatte, die
erweiterte DVD-Version der betreffenden Szenen anschauten, hatte
er plötzlich die Stirne gerunzelt, als im Film alle
Stadtbewohner Edoras verliessen, und an einem See
vorbeimarschierten. Dave hatte uns erklärt, dass er sich
beim besten Willen nicht an diesen See erinnern könne.
Dieser See befand sich denn auch zuoberst auf Deer Park
Heights… Die Szenen waren also im Film einfach so
zusammengeschnitten worde, dass man hätte meinen
können, es sei in der Nähe von Edoras bzw. Mount Sunday
gedreht worden. Auf dem Rückweg nach unten schauten wir uns
noch all die Tiere an. Während Fabi noch einen weiteren
Lord of the Rings-Drehort aufsuchte, beobachten wir all
die Ziegen, die uns verfolgten, und zwei Ziegenböcke, die
einen Machtkampf austrugen, indem sie heftig mit den Hörnern
gegeneinander stiessen. Weitere Tiere im Tierpark waren Rehe und
Hirschen, Büffel, Schafe, Hochlandrinder, Schweine,
Minipferde, Esel, Alpakas und Thars aus dem Himalaya, also alles
Nutztiere. Zurück wieder in Queenstown mussten wir
natürlich die geräumige Küche ausnützen, und
Nicole kochte ein grosses Nachtessen. Um noch einen
Verdauungsspaziergang zu machen, spazierten wir noch ein wenig
durch Queenstown. Dort war allerhand los, und es herrschte eine
ähnliche Stimmung wie in alpenländischen Skiorten am
Abend. Es war aber genug warm, dass wir uns in ein Café
draussen auf der Fussgängerzone setzen konnten. Als wir alle
eine supergute heisse Schoggi genossen hatten, schlenderten wir
noch etwas durch die Strassen und gingen in die
Souvenirläden, die auch spät am Abend immer noch
geöffnet waren.
Am Sonntag fuhren wir dem Lake Wakatipu entlang
nach Glenorchy, wo sich weitere Lord of the Rings-Drehorte
befanden. Fabi erkundigte sich dort in der Touristeninformation
und erhielt eine Beschreibung wo wir hinfahren sollten. Die
Landschaft bei Glenorchy ist wunderschön und noch sehr
unberührt, so genossen wir die Fahrt nach Paradise, wo sich
die Drehorte befinden sollten. Kurz nach Paradise wurde dann die
Strasse immer schlechter bis wir an eine Furt kamen, durch die
wir mit Lutz nicht durchfahren wollten. Wir genossen dann dort
noch die Aussicht auf die Berge und die schöne Landschaft,
bevor wir wieder retour fuhren. Unterwegs hielten wir noch ganz
kurz an zwei Orten, an denen gefilmt worden sein soll, aber wir
erkannten eigentlich nichts bekanntes dort. Auf einer anderen
Strasse fuhren wir dann noch zu einer Stelle, von der man auf die
Ebene blicken kann, in die per Computer der Turm von Isengard
eingefügt worden war. Aber wie so oft waren auch in
Glenorchy die eigentlichen Filmschauplätze nicht sehr
beeindruckend, dafür die Landschaft drumherum umso
schöner. Auch die Fahrt von Queenstown nach Glenorchy und
zurück war eine Reise wert und man konnte praktisch die
ganze Zeit auf den wunderschönen See hinunterblicken.
Zurück in Queenstown stoppten wir nur noch kurz für ein
Mittagessen, bevor wir dann über die höchste
Hauptstrasse Neuseelands nach Wanaka fuhren. Die Strecke war
zuerst sehr kurvenreich, dafür bot sich uns nochmals eine
fabelhafte Aussicht auf die Gegend. In Wanaka bezogen wir zuerst
einmal unsere Cabin im Holiday Park, bevor wir noch zu Stuart
Landsboroughs Puzzling World fuhren. Am Abend reservierten wir
uns noch den Spa des Campingplatzes, aber irgendwie erschien er
uns etwas komisch, denn das Wasser roch etwas streng, so konnten
wir es uns gar nicht richtig gemütlich machen…
Am nächsten Tag wollten wir über den
Haast Pass an die Westküste fahren. Als wir bei Hawea
auftanken wollten, waren alle Tanksäulen schon besetzt, und
Didi musste kompliziert rückwärts zu einer
freigewordenen Tanksäule fahren. Da stellen sich uns
plötzlich drei Motorradfahrer in den Weg, ein Paradebeispiel
für ein historisches Präsens :-). Nicole stieg aus und
wies Didi ein, sah aber, dass genug Platz für Lutz da war
und sie gar nicht schauen musste. Plötzlich fing ein
Motorradfahrer an zu hupen, und als Nicole schauen ging, meinte
sie im ersten Moment, dass Didi ihm auf den Fuss gefahren sei.
Didi, dem nach seinem nervenaufreibenden Parkschaden die
Vorstellung eines plattgewalzten Motorradfahrerzehen nicht gerade
erfreute, stieg aus, aber der Motorradfahrer sagte nichts
dergleichen, wollte jedoch einfach partout nicht zur Seite
fahren. Auch nicht als Didi ihm erklärte, dass wir schon
eher da gewesen seien und bloss noch etwas rückwärts
fahren müssten, um an die Tanksäule heranzukommen. Als
der Motorradfahrer immer noch keine Anstalten machte, sich zu
bewegen, fanden wir, dass uns das zu blöd sei, und fuhren
ohne zu tanken weiter. Am Lake Wanaka fuhren wir dann auf einen
Rastplatz und liessen die Motorradfahrer an uns vorbeiziehen. Wir
waren dann froh, als wir beim Weiterfahren bald eine weitere
Tankstelle fanden, denn wir waren nicht sicher, ob das Benzin bis
Haast reichen würde. Seltsamerweise machten die
Motorradfahrer auch genau bei dieser Tankstelle halt, aber wir
sahen sie erst, als wir schon wieder wegfuhren, und als sie uns
dann auch sahen, mussten sie lachen und winkten uns zu: der Zehen
war wohl doch nicht platt. Die Fahrt über den Haast Pass war
wunderschön. Unterwegs hielten wir noch bei den Fantail
Falls und den Thunder Creek Falls. Die recht hohen Thunder Creek
Falls waren noch ziemlich beeindruckend, aber weil es dort extrem
viele Sandfliegen hatte, fuhren wir ganz schnell wieder weiter.
Kurz nach Haast überquerten wir dann die längste
einspurige Brücke Neuseelands. Bei Knight's Point
hielten wir kurz an, um die Aussicht zu geniessen und fuhren
weiter bis zur Lachs Farm, bei der wir schon mit unseren Eltern
einmal einen Stopp einlegten. Wir konnten es kaum glauben, aber
standen doch tatsächlich drei Motorräder dort. Didi und
Fabi bestellten im Restaurant, in dem wir bald die einzigen
Gäste waren, nur etwas Kleines, während sich Nicole
für Pasta an Lachsrahmsauce entschied. Didi und Fabi wahren
schon längst mit essen fertig, als Nicole ihre Paste immer
noch nicht hatte, und sich dann danach erkundigen ging. Die vier
Damen in der Küche schauten sich alle ratlos an und mussten
ihr dann gestehen, dass ihre Pasta (wohlgemerkt die einzige
Bestellung zu der Zeit) vergessen worden sei. Nicole beschloss
dann, trotzdem noch auf die Pasta zu warten, weil sie sehr
hungrig war und bereute diesen Entscheid schliesslich nicht, denn
die Pasta und die Sauce waren einfach super. Übrigens war
das Wetter, wie schon das letzte Mal als wir an der
Westküste waren, nicht allzu gut. So waren wir froh, dass
sich das Wetter etwas aufhellte, als wir in die Nähe von Fox
Glacier kamen und wir am Abend sogar bei schönem Wetter zu
diesem sehr schönen Gletscher mit einem beeindruckenden
Gletschertor spazieren konnten.