Reisetagebuch

12.03. - 15.03.2004


040312_02 Wie waren wir froh, als wir am Freitagmorgen aufwachten und die Sonne schien. An diesem Tag stand ein Ausflug in den Milford Sound auf dem Programm, und schlechtes Wetter hatten wir schon das letzte Mal, als wir dort waren. Die Landschaft dorthin war einfach fabelhaft, und die Sicht auf die schneebedeckten Gipfeln und die steilen Felswände traumhaft; der Schweiz nicht ganz unähnlich. Jaja, im Ausland wird man zum Patrioten :-) . In Milford Sound angekommen, waren wir erstaunt, wie viele Fahrzeuge sich auf die zwei einzigen Parkplätze quetschten, und wir hatten richtig Mühe, einen Parkplatz zu finden. Schliesslich parkierten wir hinter zwei Fahrzeugen genau in deren Mitte, so dass diese immer noch wegfahren konnten. Didi machte zu seiner Beruhigung noch Digital-Fotos davon, falls wieder eine gigantische Busse unter dem Scheibenwischer liegen würde, der gute kriegt langsam Verfolgungswahn… Wir machten uns dann auf ins Informationszentrum, fast ohne Hoffnung, dass es noch Platz in einem Ausflugsschiff auf den Milford Sound haben würde. Wie war unsere Überraschung gross, als trotz dem gefüllten Parkplatz noch Platz auf allen Schiffen war. Wir fragten uns, wo denn sonst alle Passagiere ihre Autos und Cars hinstellten!?! Also buchten wir drei Plätze auf dem nächsten und tuckerten schon wenig später auf dem relativ kleinen Schiff "Friendship" der Firma "Real Journeys" durch den Milford Sound. Wir hatten wohl die besten Plätze, denn wir sassen auf einer Kiste vorne beim Bug und hatten so uneingeschränkte Sicht auf die senkrechten Felswände des Fjords, die Wasserfälle, die schneebedeckten Gipfel und das Meer. Allerdings erwischten wir einige wenige Wassertropfen, als unser Kapitän bei einem Wasserfall direkt darunter fuhr. Allerdings hatte der Wasserfall so wenig Wasser, dass nur ganz wenig Wasser unten ankam, und das meiste schon vorher verdunstet war. So einen Wasserfall von unten zu sehen war schon ein spezielles Erlebnis. Der zweieinhalbstündige Ausflug führte uns bis auf die Tasmanische See und wieder zurück an einer Robbenkolonie und einem weiteren Wasserfall vorbei. Der Ausflug war äusserst schön, und wir genossen das atemberaubende Landschaftsbild dass sich uns in diesem Fjord bot. Wir hatten wirklich Glück, so gutes Wetter zu haben, denn im Milford Sound regnet es bis zu sieben Meter pro Jahr, und unsere Eltern konnten ihn leider nur bei Regen bereisen. Als wir wieder festen Boden unter den Füssen hatten, spazierten wir noch schnell zu den Lady Bowen Falls, einem Wasserfall, den wir schon vom Schiff aus gesehen hatten, bevor wir uns zurück zum Lutz begaben und im Café bei der Information noch schnell etwas zu uns nahmen. Auf der Rückreise nach Te Anau hielten wir noch an einigen Sehenswürdigkeiten unterwegs an. So zum Beispiel bei The Chasm, einer extrem schmalen, relativ tiefen Schlucht, in der sich wasserfallähnliche Stromschnellen befinden und die ziemlich beeindruckend war. Zusätzlich hielten wir noch bei einem hoch über dem Talboden gelegenen Aussichtspunkt mit eindrücklicher Sicht und bei den Mirror Lakes, bei denen es allerdings schon etwas zu spät war, so dass die Sonne schon hinter den Bergen verschwunden war, und die Spieglung der Berge im See nicht sehr gut zu sehen war.

040313_03 Am Samstagmorgen fuhren wir bei bestem Wetter Richtung Queenstown, schon bald wartete der erste "Höhepunkt" auf uns: in Garston, wo wir einen kurzen Halt einlegten, wies uns ein Wegweiserpfosten darauf hin, dass wir uns gerade in der "landesinnersten" Gemeinde Neuseelands befänden. Sonst gab es allerdings in dieser Ortschaft nicht viel zu sehen, und wir fuhren weiter nach Norden. Einen weiteren kurzen Halt legten wir am Lake Wakatipu etwas nördlich von Kingston ein. Dort hätten wir wohl besser nicht angehalten. Die Aussicht war zwar sehr schön, aber als Didi wieder wegfahren wollte, erklang hinter uns plötzlich ein Hupen, und als wir ausstiegen, stellten wir fest, dass Lutz' Hinterteil bei einem anderen Fahrzeug, das sich von hinten "herangeschlichen" hatte, eine kleine Delle in den Kotflügel gedrückt hatte. Zwar war die Beule klitzeklein, so dass man sie fast nicht sah, aber weil der andere Automobilist mit einem Mietauto herumfuhr, wollte er natürlich sicher sein, dass er Didis Angaben hatte, so dass er ihn kontaktieren könne, falls er am Schluss den Schaden beheben müsse. Als dann Didi in Queenstown unsere Haftpflichtversicherung kontaktieren wollte, um zu fragen, ob er das bei ihnen melden müsse, stellte er zu seinem weiteren Ärgernis noch fest, dass ja Wochenende war, und niemand im Büro zu erreichen war. Die Unterkunft auf dem Campingplatz in Queenstown war dafür super. Wir hatten ein Zimmer in der Lodge des Campingplatzes, die ein sehr geräumiges Wohnzimmer mit Küchentrakt hatte. Dort stand sogar ein Harmonium, und Nicole und Fabi versuchten zusammen einige Lieder, von denen es dort Noten hatte, zu spielen. Oben mit den Fingern zu spielen und unten mit den Füssen ständig zu pumpen war aber gar nicht so einfach. Am Nachmittag beschlossen wir auf den Hügel Deer Park Heights zu gehen, auf dem auch einige Lord of the Rings-Szenen gedreht wurden. Dieser 800m hohe freistehende Hügel, der eigentlich ein Tierpark ist, liegt am Lake Wakatipu etwas ausserhalb von Queenstown. Als wir am Eingang des Tierparks ankamen, versperrte uns eine Barriere unsere Fahrspur. Auf der Gegenfahrbahn glänzten in den Boden eingelassene Zacken, und warteten voller Stechlust darauf, dass jemand von unserer Seite her über ihre wohlgeölten Scharniere rattern würde. Schliesslich liess sich die Barriere für 20$ öffnen, und wir erhielten einen Plan vom Park, auf dem genau stand, wo die einzelnen Szenen des Films gedreht worden waren, und auf dem auch zu lesen stand, welche Tiere man wo sehen konnte. Wir bezahlten also den Eintritt und wollten gerade losfahren, als wir sahen, dass zwei weitere Touristen aus Grossbritannien gerade den ganzen Anstieg zu Fuss in Angriff nehmen wollten, und so offerierten wir ihnen eine Mitfahrgelegenheit im Lutz, denn 800m Höhe sind doch ziemlich viel, um sie zu Fuss zu gehen. Die Fahrt zum Gipfel hinauf dauerte dann auch recht lange, und die zwei mussten zugeben, dass sie nicht gewusst hatten, dass der Weg so weit war. Wie überrascht waren wir, als wir zuoberst plötzlich vor einem koreanischen Gefängnis standen. Ein Hinweis auf dem Parkplan erklärte uns dann, dass es sich um eine Filmkulisse vom 1986er Disneyfilm The Rescue handelte (noch nie gehört…). Es war schon recht kurios, so ein düsteres Gefängnis in schönster neuseeländischer Landschaft zu finden. Die Aussicht, die sich uns dann von den beiden Aussichtspunkten her bot war echt atemberaubend. Auf der einen Seite sahen wir das Skigebiet "The Remarkables" mit Flusslandschaft und auf der anderen Seite die neuseeländischen Alpen und den Lake Wakatipu in seiner ganzen Länge. Dieser Ausflug hatte sich wirklich gelohnt. Die Lord of the Rings-Drehorte waren hier für einmal auch recht interessant, da mit Wegweisern jeweils ganz genau angegeben wurde, wo gefilmt worden war, und auf unserem Parkplan stand ganz genau um welche Szenen es sich handelte. So löste sich zum Beispiel ein kleines Rätsel: als wir nämlich mit Dave, der ja bei Lord of the Rings II-Szenen als Statist mitgewirkt hatte, die erweiterte DVD-Version der betreffenden Szenen anschauten, hatte er plötzlich die Stirne gerunzelt, als im Film alle Stadtbewohner Edoras verliessen, und an einem See vorbeimarschierten. Dave hatte uns erklärt, dass er sich beim besten Willen nicht an diesen See erinnern könne. Dieser See befand sich denn auch zuoberst auf Deer Park Heights… Die Szenen waren also im Film einfach so zusammengeschnitten worde, dass man hätte meinen können, es sei in der Nähe von Edoras bzw. Mount Sunday gedreht worden. Auf dem Rückweg nach unten schauten wir uns noch all die Tiere an. Während Fabi noch einen weiteren Lord of the Rings-Drehort aufsuchte, beobachten wir all die Ziegen, die uns verfolgten, und zwei Ziegenböcke, die einen Machtkampf austrugen, indem sie heftig mit den Hörnern gegeneinander stiessen. Weitere Tiere im Tierpark waren Rehe und Hirschen, Büffel, Schafe, Hochlandrinder, Schweine, Minipferde, Esel, Alpakas und Thars aus dem Himalaya, also alles Nutztiere. Zurück wieder in Queenstown mussten wir natürlich die geräumige Küche ausnützen, und Nicole kochte ein grosses Nachtessen. Um noch einen Verdauungsspaziergang zu machen, spazierten wir noch ein wenig durch Queenstown. Dort war allerhand los, und es herrschte eine ähnliche Stimmung wie in alpenländischen Skiorten am Abend. Es war aber genug warm, dass wir uns in ein Café draussen auf der Fussgängerzone setzen konnten. Als wir alle eine supergute heisse Schoggi genossen hatten, schlenderten wir noch etwas durch die Strassen und gingen in die Souvenirläden, die auch spät am Abend immer noch geöffnet waren.

040314_02 Am Sonntag fuhren wir dem Lake Wakatipu entlang nach Glenorchy, wo sich weitere Lord of the Rings-Drehorte befanden. Fabi erkundigte sich dort in der Touristeninformation und erhielt eine Beschreibung wo wir hinfahren sollten. Die Landschaft bei Glenorchy ist wunderschön und noch sehr unberührt, so genossen wir die Fahrt nach Paradise, wo sich die Drehorte befinden sollten. Kurz nach Paradise wurde dann die Strasse immer schlechter bis wir an eine Furt kamen, durch die wir mit Lutz nicht durchfahren wollten. Wir genossen dann dort noch die Aussicht auf die Berge und die schöne Landschaft, bevor wir wieder retour fuhren. Unterwegs hielten wir noch ganz kurz an zwei Orten, an denen gefilmt worden sein soll, aber wir erkannten eigentlich nichts bekanntes dort. Auf einer anderen Strasse fuhren wir dann noch zu einer Stelle, von der man auf die Ebene blicken kann, in die per Computer der Turm von Isengard eingefügt worden war. Aber wie so oft waren auch in Glenorchy die eigentlichen Filmschauplätze nicht sehr beeindruckend, dafür die Landschaft drumherum umso schöner. Auch die Fahrt von Queenstown nach Glenorchy und zurück war eine Reise wert und man konnte praktisch die ganze Zeit auf den wunderschönen See hinunterblicken. Zurück in Queenstown stoppten wir nur noch kurz für ein Mittagessen, bevor wir dann über die höchste Hauptstrasse Neuseelands nach Wanaka fuhren. Die Strecke war zuerst sehr kurvenreich, dafür bot sich uns nochmals eine fabelhafte Aussicht auf die Gegend. In Wanaka bezogen wir zuerst einmal unsere Cabin im Holiday Park, bevor wir noch zu Stuart Landsboroughs Puzzling World fuhren. Am Abend reservierten wir uns noch den Spa des Campingplatzes, aber irgendwie erschien er uns etwas komisch, denn das Wasser roch etwas streng, so konnten wir es uns gar nicht richtig gemütlich machen…

040315_04 Am nächsten Tag wollten wir über den Haast Pass an die Westküste fahren. Als wir bei Hawea auftanken wollten, waren alle Tanksäulen schon besetzt, und Didi musste kompliziert rückwärts zu einer freigewordenen Tanksäule fahren. Da stellen sich uns plötzlich drei Motorradfahrer in den Weg, ein Paradebeispiel für ein historisches Präsens :-). Nicole stieg aus und wies Didi ein, sah aber, dass genug Platz für Lutz da war und sie gar nicht schauen musste. Plötzlich fing ein Motorradfahrer an zu hupen, und als Nicole schauen ging, meinte sie im ersten Moment, dass Didi ihm auf den Fuss gefahren sei. Didi, dem nach seinem nervenaufreibenden Parkschaden die Vorstellung eines plattgewalzten Motorradfahrerzehen nicht gerade erfreute, stieg aus, aber der Motorradfahrer sagte nichts dergleichen, wollte jedoch einfach partout nicht zur Seite fahren. Auch nicht als Didi ihm erklärte, dass wir schon eher da gewesen seien und bloss noch etwas rückwärts fahren müssten, um an die Tanksäule heranzukommen. Als der Motorradfahrer immer noch keine Anstalten machte, sich zu bewegen, fanden wir, dass uns das zu blöd sei, und fuhren ohne zu tanken weiter. Am Lake Wanaka fuhren wir dann auf einen Rastplatz und liessen die Motorradfahrer an uns vorbeiziehen. Wir waren dann froh, als wir beim Weiterfahren bald eine weitere Tankstelle fanden, denn wir waren nicht sicher, ob das Benzin bis Haast reichen würde. Seltsamerweise machten die Motorradfahrer auch genau bei dieser Tankstelle halt, aber wir sahen sie erst, als wir schon wieder wegfuhren, und als sie uns dann auch sahen, mussten sie lachen und winkten uns zu: der Zehen war wohl doch nicht platt. Die Fahrt über den Haast Pass war wunderschön. Unterwegs hielten wir noch bei den Fantail Falls und den Thunder Creek Falls. Die recht hohen Thunder Creek Falls waren noch ziemlich beeindruckend, aber weil es dort extrem viele Sandfliegen hatte, fuhren wir ganz schnell wieder weiter. Kurz nach Haast überquerten wir dann die längste einspurige Brücke Neuseelands. Bei Knight's Point hielten wir kurz an, um die Aussicht zu geniessen und fuhren weiter bis zur Lachs Farm, bei der wir schon mit unseren Eltern einmal einen Stopp einlegten. Wir konnten es kaum glauben, aber standen doch tatsächlich drei Motorräder dort. Didi und Fabi bestellten im Restaurant, in dem wir bald die einzigen Gäste waren, nur etwas Kleines, während sich Nicole für Pasta an Lachsrahmsauce entschied. Didi und Fabi wahren schon längst mit essen fertig, als Nicole ihre Paste immer noch nicht hatte, und sich dann danach erkundigen ging. Die vier Damen in der Küche schauten sich alle ratlos an und mussten ihr dann gestehen, dass ihre Pasta (wohlgemerkt die einzige Bestellung zu der Zeit) vergessen worden sei. Nicole beschloss dann, trotzdem noch auf die Pasta zu warten, weil sie sehr hungrig war und bereute diesen Entscheid schliesslich nicht, denn die Pasta und die Sauce waren einfach super. Übrigens war das Wetter, wie schon das letzte Mal als wir an der Westküste waren, nicht allzu gut. So waren wir froh, dass sich das Wetter etwas aufhellte, als wir in die Nähe von Fox Glacier kamen und wir am Abend sogar bei schönem Wetter zu diesem sehr schönen Gletscher mit einem beeindruckenden Gletschertor spazieren konnten.